Rosa riecht … oder?
Ist Rosa eine schlimme Farbe? Das könnte man für die Aussage der Initiative Pink stinks halten. Die Mitglieder kämpfen gegen „Produkte, Werbeinhalte und Marketingstrategien, die Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen“. Das hat mit der Farbe „Rosa“ (oder Pink, aber das ist eigentlich etwas anderes) nur bedingt zu tun. Rosa ist mehr die Signalfarbe der Rückkehr alter Rollenklischees vom zu beschützenden Mädchen und abenteuerlustigen Jungen. Besonders im Marketing von Kinderartikeln sind Rosa und Glitzer angesagt. Subtext: „Das ist nur für Mädchen“. Der Umkehrschluss: Alles andere, die bunten Sachen, die sind für Jungen. Die dürfen sich als Piraten, Ritter, Astronauten austoben, Mädchen sind passive Prinzessinnen. Unter diesem Gesichtspunkt werden Mädchen zu Langeweile verdonnert. Werden sie erwachsen, haben sie nicht nur die Vorurteile ihrer Umwelt gegen sich, sondern auch die kleine rosa Prinzessin im eigenen Kopf und ihr Rufen „Halte aus, der Prinz kommt schon!“ Rosa ist das neue Grau.
Der Grund für diese Rollenklischees ist aber nicht, dass die Anbieter „gute alte Zeiten“ für toll halten. Mit Produkten für Mädchen und Jungen wird mehr oder weniger die Zielgruppe verdoppelt. „Schafft man die Zielgruppe „Kinder“ ab und führt Jungen und Mädchen ein, kann man doppelt so viele Trends setzen, doppelt so viel herstellen.“ schreibt Carolin Wiedemann in der FAZ. Mir ist das zum ersten Mal bewusst geworden, als ich selbst Werbetexte … Entschuldigung, Agenturtexte … für Bastelkleber geschrieben habe. Die beiden Bastelkleber „Pirat“ und „Pony“ lassen sich doppelt verkaufen – zumindest an Familien mit Töchtern und Söhnen. Ich kann mir recht gut vorstellen, wie es im Supermarkt heißt: „Ich will aber keinen Ponykleber, ich will Piratenkleber!“ oder umgekehrt. Klar, Kinder und Erwachsene sollte selbst über Rosa, Glitzer oder nichts davon entscheiden. Aber es sollte Wahlfreiheit geben.
Unter diesem Gesichtspunkt haben wir uns bei der Gestaltung unser App für Kinder »Mehr als Fliegen« auch für einen rosafarbenen und zugleich maskulinen Charakter entschieden: Moscatello trägt rosa und tanzt Ballett, ist aber eindeutig männlich zuzuordnen. Er geht in seiner Kunst auf und kann sich nichts anderes vorstellen. Seine Fliegenkolleginnen begeistern sich für andere Farben und Berufsaussichten. Bei Frau van Flieg haben wir uns für die Grundfarbe Grün und eine Karriere als Astronautin entschieden. Beide Charaktere, Moscatello und Frau van Flieg zeigen Kindern, dass Frauen und Männern alle Berufe offenstehen. Besonders deutlich wird das bei der kleinen Moskitty, die in verschiedene Berufsbilder hineinschnuppert und deren Farbe übrigens Rot ist.
Illustration: Christiane Strauss Text: Fabian Mauruschat
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